Ursachen für Zahnschmerzen bei Kindern

Kleinkinder und der Zahnschmerz 

Ursachen für Zahnschmerzen bei Kindern

Zahnschmerzen können durch eine tiefe Karies oder ausgeschlagene Zähne verursacht werden. Auch Säuglinge haben Kieferschmerzen, wenn die ersten Zähne kommen.

Warum hat mein Kind Zahnschmerzen?

Die Ursache von Zahnschmerzen bei Kindern ist oft Karies. Häufiger als man denkt, sind Milchzähne bereits kariös beeinträchtigt. Dadurch bekommt das Nervengewebe einen Impuls, der im Gehirn als Schmerz wahrgenommen wird.

Milchzähne haben einen anderen Aufbau als bleibende Zähne. Der Schmelz, die härteste Schicht des Zahnes, ist bei Milchzähnen dünner und somit sind Milchzähne kariesanfälliger als Zähne der zweiten Dentition (bleibende Zähne). Ist die Karies durch die Schmelzschicht durchgebrochen, ist es für die Bakterien ein Leichtes sich im Dentin (Zahnbein) bis zur Pulpa auszubreiten. Ätiologisch oder histologisch gibt es keinen Unterschied zwischen einer Karies am Milchzahn und einer Karies am bleibenden Zahn.

Anfänglich kann sich Karies durch eine kreidig-weiße Veränderung der Schmelzoberfläche darstellen. Zahnärzte nennen das „White Spots“. Oft sehen die Eltern im Badezimmer bei schlechtem Licht die Karies erst, wenn es zu spät ist. Wenn ein schwarzes Loch an einem Zahn zu sehen ist, ist die Karies meist schon sehr fortgeschritten und der Zahn braucht möglicherweise sogar eine Wurzelfüllung oder muss gezogen werden. Ob ein Milchzahn bei einer tiefen Karies erhalten bleibt oder lieber gezogen wird, hängt maßgeblich davon ab, wie lange der Milchzahn voraussichtlich noch in der Mundhöhle bleibt, bevor er Platz für den nachkommenden bleibenden Zahn macht.

Von einer „pseudointakten Oberfläche“ wird bei kariösen Läsionen gesprochen, wenn der Zahn von außen noch völlig normal aussieht, aber im Inneren schon von Karies befallen ist. Die Karies hat z.B. im Approximalraum (wo zwei Zähne aneinanderdocken) eine „Eintrittspforte“ gefunden und höhlt den Zahn nun von der Seite unterminierend aus. Auch wenn der Zahn im Badezimmerlicht völlig gesund aussieht, muss der Zahnarzt eventuell bohren. Nur mit der OP Lampe am Zahnarztstuhl oder mittels eines Röntgenbildes kann die Karies diagnostiziert werden. So sind die Besuche beim Zahnarzt zusätzlich zur visuellen häuslichen Kontrolle nach dem Zähneputzen sehr wichtig. Wir empfehlen mindestens zweimal pro Jahr die Durchsicht bei Kindern und Jugendlichen.

Das Anfertigen von Röntgenbildern bei Kindern, wird in der Zahnärzteschaft sehr unterschiedlich bewertet.

Woher haben Kinder schon so früh Karies?

Selbst Muttermilch ist mit ihrem hohen Zuckeranteil für die frisch durchgebrochenen Zähnchen ungünstig. Spätestens, wenn gesüßter Tee in der Nuckelflasche ist, haben Milchzähne oft keine Chance mehr sich der Demineralisation durch den Säureangriff zur Wehr zu setzen. Der Milchzahn ist im Gegensatz zum bleibenden Zahn mit einer dünneren Schmelzschicht versehen und so im Vergleich zur 2. Dentition weniger widerstandsfähig. Besonders die Oberkieferfrontzähnchen sind durch Süßes aus der Nuckelflasche oft sehr beeinträchtigt. Man spricht von early childchood caries (ECC). Im schlimmsten Fall müssen völlig zerstörte Frontzähne gezogen werden. Die bleibenden Zähne kommen allerdings erst mit ca. 6 Jahren. Solche schweren Fälle von Karies lassen sich in der Regel vermeiden. Beim Zahnarztbesuch, werden nicht nur spielerisch die Zähne „gezählt“, sondern auch Eltern über die richtige Ernährung und das richtige Putzverhalten aufgeklärt.

Karies und Zucker

Wichtig zu wissen ist, dass es nicht nur auf die Menge an Zucker ankommt, sondern vor allem auf die Zuckerimpulse, sprich, in welcher Frequenz ein Kind Zucker bekommt. Es ist zwar schädlich, eine Cola zu trinken, aber ein wesentlich größeres Problem ist es allerdings, die Cola über mehrere Stunden mit einem Strohhalm zu konsumieren. Jeder Schluck stellt einen neuen Zuckerimpuls dar. Der pH-Wert im Mund kann sich nicht mehr regenerieren und es kommt zu Demineralisationen. Nähre Informationen zum Thema „Zucker in der Kindernahrung“ werden im entsprechendem Absatz gemacht.

Frontzahntrauma – Mein Kind hatte einen Unfall

Kinder stürzen beim Toben und Raufen gerne und stossen sich dabei leicht die Zähne. Oft ist nicht klar, ob der Zahn weh tut oder ob das umliegende Zahnfleisch schmerzt. Manchmal ist es auch nur der Schreck, der den Schmerz verursacht. Häufig bekommen aber die Frontzähne den Schlag ab, man spricht vom sogenannten Frontzahntrauma. Nach einem Frontzahntrauma sollten Sie auf alle Fälle mit Ihrem Kind umgehend einen Zahnarzt aufsuchen, um abzuklären, ob alles in Ordnung ist. Der Zahnarzt wird entscheiden, was zu tun ist. Wichtig für die weitere Behandlung ist, ob es sich um einen Milchzahn oder einen bleibenden Zahn handelt. Wenn es sich um einen Milchzahn handelt, ist es sehr wichtig, wie lange es noch zum Durchbruch des bleibenden Zahns dauert. Sollte es bluten oder der Zahn sich verschoben haben, ist auch ein Besuch beim Notdienst sinnvoll. Wenn das Kind oder der Jugendliche über Übelkeit und Kopfweh klagt, gilt es einen Humanmediziner aufzusuchen. Ebenfalls gilt es abzuklären, ob das Geschehen lückenlos von dem betroffenen Kind erzählt werden kann. Es muss ausgeschlossen werden, dass es während des Unfalls beispielsweise durch einen Sturz zu einem Schädel-Hirn-Trauma gekommen ist.

Vor dem Zahnarztbesuch sollten Sie abklären, ob Ihr Kind noch einen ausreichenden Impfschutz für Tetanus besitzt.

Zahn ausgeschlagen – Was tun?

Wenn sich Kinder einen Zahn ausschlagen, gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Meist ist Unfall mit viel Blut verbunden und alle Beteiligten sind aufgeregt. Es gilt jedoch ausgeschlagene Zähne oder Zahnteile zu suchen und richtig zu lagern. Bei falscher Lagerung sterben die Zellen auf der Zahnoberfläche ab und eine Reimplantation des Zahnes mit Heilung wird unmöglich. Ausgeschlageen Zahnstücke müssen einfach nur feucht gelagert werden. Diese können in der Regel hoch ästhetisch wieder am Zahn „angeklebt“ werden. Hat sich ein Kind einen ganzen Zahn ausgeschlagen, in der Zahnmedizin wird dies als Avulsion bezeichnet, gilt es die Zellen der Wurzeloberfläche vor dem Absterben zu retten. Diese Zellen können nur in sogenannten Zahnrettungsboxen für einen gewissen Zeitraum überleben. Zahnrettungsboxen sollten in Schulen, Turnhallen etc. vorhanden sein und nennen sich beispielsweise „SOS Zahnbox“, „Dentosafe“ oder „EMT Tooth Saver“. Es gilt den ausgeschlagenen Zahn so schnell als möglich in einer Zahnrettungsbox zu lagern. In einer solchen Box können die Zellen auf der Zahnoberfläche 25 -30 Stunden überleben und die Reimplantation eine Zahnes ist weiterhin möglich. So können sich beispielsweise Humanmediziner erst um äußere schwerwiegendere Verletzungen kümmern, bevor das betroffene Kind oder der Jugendliche einen Zahnarzt aufsucht. Von der Reimplantation eines Milchzahnes wird man in der Regel Abstand nehmen, um den nachfolgenden bleiben Zahn nicht in irgendeiner Form zu schädigen.

Zahnrettungsbox

Die Zahnrettungsboxen sind in der Regel 3 Jahre haltbar. Es gilt die Zahnrettungsbox bei Raumtemperatur zu lagern. Im Kühlschrank wird das Zellmedium genauso zerstört wie bei hohen Temperaturen ab 40 Grad.

Ist keine Rettungsbox zur Hand empfiehlt es sich, den Zahn in kalter ultrahocherhitzter Milch zu lagern. Das Überleben der Wurzelzellen ist ungefähr für 2 Stunden gewährleistet. Bei einer Lagerung in Kochsalzlösung können die hochspezialisierten Zellen auf der Wurzeloberfläche nur ca. 1 Stunde überleben. Von der Lagerung von Zähnen im Speichel oder Wasser wird dringend abgeraten. Der Zahn sollte niemals gereinigt oder trocken gelagert werden. Gibt es keine humanmedizinischen Kontraindikationen, wie den Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma oder offene Wunden oder Brüche, gilt es so schnell wie möglich den Zahnarzt oder eine Zahnklinik aufzusuchen.

Mein Kind zahnt und weint

Das Milchgebiss umfasst 20 Zähnchen. Mit 6 Monaten bekommen die Kleinen ungefähr Ihre ersten Zähne, in der Regel die Unterkiefer Frontzähne. Allerdings gibt es hier starke zeitliche Variationen. So kommen manche Kinder sogar schon mit Zähnen auf die Welt. Spätestens mit vier Jahren sollten jedoch alle Zähne im Mund sein.

Die meisten Kinder haben beim Zahnen schmerzen und werden quengelig. Manche Kinder haben keine Probleme, aber die meisten Babys halten Ihre Eltern auf Trapp. Kein Wunder. Die Zähnchen bahnen sich Ihren Weg in die Mundhöhle. Es drückt im Kieferknochen und das Zahnfleisch schwillt an und wer hat schon gerne Zahn- oder Kieferschmerzen? Der Speichelfluss steigt an und die Kleinen bekommen rote Bäckchen. Man spricht von Zahnungsbäckchen, die durch die verstärkte Blutung im Mund- Kieferbereich beim Zahndurchbruch entstehen. Für eine optimale Durchblutung und den schnellen Abtransport von Abbauprodukten des Zahndurchbruchs pumpt der Körper viel Blut in diese Region.

Durchfall, Verstopfung und Fieber sind keine Seltenheit. Wenn das Fieber ansteigt sollten Sie einen Kinderarzt aufsuchen.

Tipps und Tricks für den Zahnarztbesuch von Kindern

Dass sich Kinder und Jugendliche nicht um Ihre Zähne kümmern, ist leider normal. Nur, wenn etwas weh tut, gelangen die Zähne in das Bewusstsein der Kinder. Aus freien Stücken kommen Kinder und Jugendliche meist nicht in die Zahnarztpraxis. Die Verantwortung obliegt den Erwachsenen. Bei Zahnschmerzen fällt der Besuch deutlich einfacher, wenn Kinder schon an das regelmäßige Kontrollieren der Zähne gewöhnt sind und die meistens Zahnschmerzen, z.B. durch die Früherkennung von Karies, lassen sich so auch verhindern. Wichtig ist es den Zahnarztbesuch als etwas völlig normales gegenüber dem Kind zu kommunizieren. Eigene Ängste dürfen nicht auf Kinder übertragen werden. Kinder spüren die Angespanntheit von Mutter oder Vater sofort. Ich empfehle daher immer, dass die Kinder von dem Elternteil begleitet werden, der einen unkomplizierten Umgang mit dem Zahnarztbesuch hat und selber nicht von Angst geplagt ist und dies automatisch dem Kind vermitteln kann.

Medikamente bei Zahnschmerzen bei Kindern

Lange galt Paracetamol als Schmerzmittel der Wahl für Kinder. Gerade Paracetamol als Saft erfreute sich großer Beliebtheit (z.B. Be-n-uron®). Durch die relativ schnell erreichte Grenzdosis, die zu Leberschäden führen kann, wird immer mehr Ibuprofen bei Kindern empfohlen. Besprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Apotheker, welches Schmerzmittel für Ihr Kind am geeignetsten ist. Ibuprofen steht ebenfalls als Zäpfchen, Sirup, Tabletten oder Brausetabletten zur Verfügung. In der Fachliteratur weichen die Angaben ab, ab wann Ibuprofen eingenommen werden kann ab. Zum einen wird angegeben, dass Ibuprofen unter 3 Monaten nicht verabreicht werden darf, zum anderen wird beschrieben, dass Ibuprofen erst ab einem Gewicht von 5 kg, also mit ca. 6 Monaten eingenommen werden sollte.  Die maximale Tagesdosis für Ibuprofen beträgt 20 bis 30 mg/kg Körpergewicht. Die maximale Tagesdosis sollte in drei bis vier Einzeldosen, also idealerweise alle sechs bis acht Stunden gegeben werden. Die maximale Tagesdosis für Paracetamol beträgt im Schnitt 50 mg/kg Körpergewicht. Die Einzeldosis beträgt ca. 10 -15 mg/kg Körpergewicht. Die Dosierungsintervalle sollten 6 Stunden nicht unterschreiten. Die Rücksprache mit Ihrem Zahnarzt, Kinderarzt oder Apotheker bleibt unumgänglich.

Von Selbstmedikation wird bei Kindern noch mehr als bei Erwachsenen gewarnt. Die Wirkung und Nebenwirkungen werden besonders von Schmerztabletten unterschätzt, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind.

Verwendete Quellen:

Filippi, Verhalten am Unfallort nach Zahntrauma, Quintessenz 2009;60(5):541-545

Nietzke, Neue Dosierungsempfehlung für Paracetamol-haltige Zubereitungen, Deutsche Apotheker Zeitung, 3157

Neues zu Paracetamol, Fortbildungstelegramm Pharmazie, 2008, 175-190

Pharmazeutische Zeitung online: Fieber: Ibuprofen und Paracetamol im Wechsel?