Analgetika zur Schmerzlinderung  

Schmerztabletten bei Zahnschmerzen

Schmerzmittel sollten bei Zahnschmerzen nur kurzfristig eingenommen werden. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Paracetamol sind die bekanntesten Analgetika.

Der Zahnschmerz

Der Zahnschmerz oder Kieferschmerz ist wie jeder Schmerz wichtig, um Leben zu erhalten. Schmerzen stellen Warnsignale des Körpers dar, um  Schaden abzuwenden. Schmerzen müssen jedoch nicht um jeden Preis ertragen werden. Die aktive Unterbrechung des Schmerzes mit Schmerzmittel ist in bestimmten Fällen – auch aus ganzheitlicher Sicht – sogar sinnvoll, um kein langfristiges „Schmerzgedächtnis“ aufzubauen. Dies gilt aus unserer Sicht insbesondere für starke Schmerzen, die nach Operationen und Eingriffen auftreten. Bei der Frage, „Was tun bei Zahnschmerzen?“ ist die Einnahme von Schmerzmitteln zwar ein gängiges und teilweise auch richtiges Instrument, aber im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung lange nicht alleine ausreichend. 

Schmerztabletten sind in der Zahnmedizin nur ein kurzfristiges „Hilfsmittel“, um Zahn- und Kieferschmerzen zu betäuben. In der Regel liegen den Zahnschmerzen Ursachen zu Grunde, die behandelt werden müssen. Der Termin beim Zahnarzt ist unerlässlich. Wenn es zieht, pocht oder drückt will uns unserer Körper etwas mitteilen. Zusammen mit Ihrem Zahnarzt muss die Ursache für den Schmerz gefunden und eine sinnvolle Therapie eingeleitet werden. Schmerztabletten sind nur für die kurzfristige Einnahme gedacht. In der Regel belasten ihre Inhaltsstoffe den Körper, insbesondere die Leber, und aus naturheilkundlicher Sicht ist nach längerer Einnahme von Schmerztabletten eine Ausleitung sinnvoll. Sollten Sie Schmerzmittel am Wochenende zur Schmerzüberbrückung einnehmen, lassen Sie sich von Ihrem Apotheker beraten. Für jeden Patienten ist es wichtig, den Beipackzettel aufmerksam zu lesen, um Überdosierungen zu vermeiden und mögliche Gegenanzeichen, die die Einnahme verbieten würden, nicht zu übersehen.

Wirkungsmechanismus von Schmerzmittel

Die Schmerzmittel Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac und Etoricoxib hemmen das Enzym Cyclooxygenase, so dass die Prostaglandinausschüttung gesenkt wird. Prostaglandine sind Botenstoffe im Körper, die schmerzverstärkend, fieberauslösend und entzündungsfördernd wirken. ASS, Ibuprofen und Paracetamol hemmen die Cyclooxygenase I und II, während Etoricoxib selektiv die Cyclooxygenase II hemmt.

Durch die Hemmung von Prostaglandinen können Schmerzmittel wie folgt wirken:

  • antiphlogistisch (entzündungshemmend),
  • analgetisch (schmerzlindernd),
  • antipyretisch(fiebersenkend).

Acetylsalicylsäure weist eine Besonderheit auf. ASS hemmt die in den Blutplättchen vorkommende Cylcooxygenase, die Thormboxan A2 metabolisiert. So ist die Bildung von Thromboxan A2, das für die Blutgerinnung verantwortlich ist, unterbrochen. Thrombozyten (Blutplättchen) haben keinen Zellkern und können somit das Enzym Cyclooxygenase nicht nachbilden. Als Folge ist die Blutgerinnung (Vernetzung der Blutplättchen) für die Lebensdauer der Thrombozyten gestört. Man spricht von einer irreversiblen Thrombozytenaggregation für sieben bis elf Tage. Die Wirkung wird als

  •  antithrombotisch (gerinnungshemmend)

beschrieben und ist eine in der Zahnmedizin nicht zu unterschätzende Begleiterscheinung von ASS. Nach Zahnentfernungen kann es zu starken Blutungen kommen.

Over the counter Schmerzmittel bei Zahn- und Kieferschmerzen

Over the counter (Abkürzung: OTC) steht für „über die Ladentheke“ und beschreibt die Vergabe von Arzneimitteln in der Apotheke ohne Rezept. Diese Medikamente sind zwar apothekenpflichtig, aber nicht rezeptpflichtig. Diese Schmerzmittel sind in geringer Dosierung und kleinen Packungsgrößen auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Die gängigen Schmerztabletten wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (Aspirin), Paracetamol und Diclofenac sind somit auch in der Apotheke erhältlich ohne zuvor bei einem Arzt gewesen zu sein. Allerdings dürfen die Nebenwirkungen und Gefahren nicht unterschätzt werden, nur, weil diese Schmerzmittel rezeptfrei sind. Es handelt sich keinesfalls um Medikamente ohne Gefahren. Aspirin und Paracetamol dürfen nicht verharmlost werden. Überdosierungen können zum Tod führen und auch schon die regelmäßige Einnahme von ASS und Paracetamol in einer Dosierung, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist, kann starke Nebenwirkungen hervorrufen. Patienten, die Acetylsalicylsäure einnehmen, haben ein starkes Blutungsrisiko. Nach der Extraktion eines Zahnes kann es zu schwerwiegenden Blutungen kommen. Des Weiteren berichten Patienten, die häufig ASS nehmen von Magenschmerzen. Bei der dauerhaften Einnahme von Paracetamol sind die Transaminasewerte stark erhöht. Dieser Wert gilt als Marker für Leberschäden.

Warnung vor Kombinationspräparaten

Viele Patienten wissen häufig gar nicht wie viel Sie von einer Substanz einnehmen. Dies liegt an vielen Kombipräparaten. Unter Kombipräparaten versteht man Arzneimittel, in denen mehrere Wirkstoffe zusammen gestellt sind. So hat das Schmerzmittel Dolomo® beispielsweise ASS, Paracetamol und Coffein oder Codein als Wirkstoffe vereint. Aber auch Analgetika, Grippemittel und Antirheumatika können die gleichen Wirkstoffe erhalten, so dass Grenzdosen unwissentlich schnell erreicht werden.

Übersicht der Schmerzmittel bei Zahnschmerzen

Folgende Übersicht soll die Vor- und Nachteile verschiedener bekannter Schmerzmittel und deren Einsatzgebiet in der Zahnmedizin aufzeigen:

Substanz

Vorteile

Nachteile

Kontraindikationen

Indikationen

Acetylsalicyl-säure

Kardiovaskulär

unbedenklich

Blutungsrisiko; bei Überdosierung Lebensgefahr; hepatotoxisch

Eingeschränkte Blutgerinnung; schmerzmittelinduzierbares Asthma; Vitamin-K-Antagonisierung

Akuter / chronischer Zahnschmerz

Diclofenac

Und

Ibuprofen

Wenige UAW am Magen-Darm-Trakt bei niedriger Dosierung

Kurze HWZ; Allergien; Magen-Darm-Störungen möglich

Vorbestehende Gl-Ulzerationen; schmerzmittelinduziertes Asthma, Vitamin-K-Antagonisierung

Akuter / chronischer Zahnschmerz; Myopathien; Arthropathien

Etoricoxib

Hohe BV; kaum UAW; schnelles Anfluten;

Lange Wirkdauer

Kardiovasukläre Risiken bei Langzeitgebrauch; Knöchelödem möglich

Bestehende Herzinsuffizienz; schlecht eingestellte Hypertonie

Postoperative Zahnschmerzen

Paracetamol

In der Schwangerschaft und im Kindesalter geeignet (derzeit umstritten)

Hepatotoxisch; bei Überdosierung Lebensgefahr; geringe Potenz; kardiovaskuläre Risiken bei Langzeitgebrauch

Leberschäden; Untergewicht; Muskelrelaxanzien

Akuter / chronischer Zahnschmerz

UAW = unerwünschte Arzneimittelwirkungen

HWZ = Halbwertszeit

BV = Bioverfügbarkeit

Quelle: Oppel, Brune, Schmerzmittel in der Zahnheilkunde

Empfehlung von geeigneten Schmerzmitteln bei Zahnschmerzen

Ibuprofen ist das Mittel der Wahl bei Zahnweh und Kieferschmerzen, wenn keine Kontraindikationen wie beispielsweise schmerzmittelinduziertes Asthma vorliegen. ASS (Acetylsalicylsäure) hat seinen Platz in der Herzinfarktprophylaxe, allerdings nicht in der Zahnmedizin. Postoperative Blutungen kommen durch die irreversible Hemmung der Thrombozytenaggregation immer wieder vor. Paracetamol kann schon in geringen Dosen die Leber schädigen. Viele Experten sehen in der Zahnmedizin keinen Vorteil von Paracetamol gegenüber Ibuprofen. Die Indikation für Paracetamol bei Zahnschmerzen ist eine Schwangerschaft. Leidet eine Schwangere an Zahnschmerzen, die nicht auszuhalten sind, ist Paracetamol das Mittel der Wahl. Gerne wird Paracetamol auch bei Kindern verschrieben. Dies ist mittlerweile ebenfalls umstritten. Besprechen Sie mit ihrem Kinderarzt, ob dem Schmerzmittel Ibuprofen oder Paracetamol der Vortritt zu geben ist. Die Gabe von Acetylsalicylsäure bei Kindern und Jugendlichen ist obsolet.

Mit Etoricoxib ist ein neues Mittel für Zahnschmerzen auf dem Markt. Seit April 2012 ist Etoricoxib für Schmerzen nach einem zahnärztlichen Eingriff rezeptpflichtig zugelassen. Eine einmalige Einnahme ist meist ausreichend um Zahn- und Kieferschmerzen in den Griff zu bekommen.

Einnahme von Schmerztabletten

Nicht steroidale Antiphlogistika (NSAR) zu denen die Wirkstoffe Diclofenac, Ibuprofen, Etoricoxib und Acetylsalicylsäure gehören, sollten nicht auf leeren Magen genommen werden. Bei der nüchternen Schmerzmitteleinnahme kann es zu einer stärkeren Belastung der Magenschleimhäute kommen. Bei starken Magenproblemen sollten Sie zusätzlich ein Magenschutzmittel einnehmen. Es ist sinnvoll, Schmerzmittel mit einem Glas Wasser einzunehmen, damit es nicht zu Irritationen der Speiseröhre kommt. Patienten, die an Magenproblemen leiden, sollten auf Acetylsalicylsäure verzichten. Generell gilt, dass Schmerztabletten bei Zahnschmerzen nur sehr kurzfristig zum Einsatz kommen sollten. Die Therapie von starken Zahnschmerzen stellt häufig mit Beseitigung der schmerzauslösenden Ursache dar. Ein entzündeter und abgestorbener Zahnnerv ist beispielsweise ein Grund für „höllische“ Zahnschmerzen, die als Folge ein stark eingeschränktes Allgemeinbefinden haben. Die Therapie stellt die Entfernung des Zahnnervs dar. Meist berichten die Patienten nach dieser Behandlung von einer deutlichen Besserung des Schmerzgeschehens. In vielen Fällen sind nach dem zahnärztlichen Eingriff gar keine Schmerztabletten mehr nötig.

Selbstmedikationen sind nur für den Notfall gedacht und müssen schnellst möglichst mit einem Arzt abgestimmt werden. Bei der richtigen Wahl des Schmerzmittels sollten Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten lassen. Für die Beratung sollten bereits verordnete und eingenommene Medikamente bekannt sein.

Quelle:

  • Oppel, Brune, Schmerzmittel in der Zahnheilkunde, Quintessenz 2012;64(1):75-83